Türkei - Side

Oh Paloma

Die vorsichtige Planung hat ihren Grund: Kerstin ist schwanger, die typische Morgenübelkeit plagt sie auch mittags und abends. Entsprechend wird der Hinflug für sie zur Qual. Nach einer Nacht ohne Schlaf – Abflug war um 3 Uhr - sitzen wir um 8.30 Uhr zerknautscht im Frühstückraum des Paloma Oceana Hotels in Kumköy bei Side. Der Saal hat den Charakter einer Bahnhofshalle und den Charme des Besuchsbereichs einer Privatklinik. Der Weg dorthin führt über Waschbetonplatten und Fliesen in Holzoptik. Es regnet draußen. Jetzt nicht depressiv werden. Unsere fragenden Blicke treffen sich. „Sehen so unsere zukünftigen Reisen aus?“

 

Das Bild unseres Orts macht die Situation nicht besser. Wie an der gesamten türkischen Riviera reiht sich Hotel an Hotel. Dahinter schießen weitere Hotels und Läden aus dem Boden, überall Baustellen. Eine Region im Dauerboom, gesponsert aus der deutschen Reisekasse. Doch einer übergreifenden Idee folgt die Bauwut nicht. Jeder Neubau wird als Fortschritt gefeiert – egal, wie er aussieht. Treffen zwei Neubau-Straßenzüge aufeinander, scheint es, als begegneten sich Disneyland und Bollywood.

 

Die Hotels spüren den Druck, sich ständig neu zu erfinden. Das Hotel heute ist eine große Anlage, bestehend aus vielen Gebäuden, die sich über ein riesiges Areal verteilen und alle Preis- und Komfortklassen bietet. All inklusive ist Standard. Zwischen diesen Anlagen stehen vereinzelt Hotelbunker aus den 90er Jahren. Sie haben den jüngsten Trend verschlafen, sind irgendwie nur Urlaubshotels geblieben und stehen da wie aus einer vergessenen Zeit. Das wirft die bange Frage auf: Was wird aus den neuen, großen Anlagen, wenn sich der Trend wieder einmal ändert, hin zu Action, Mensch und Tier oder Sonne, Mond und Sterne?

 

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