Italien

Filmriss

Dieser Stadt-Campingplatz ist ein Knaller. Oberhalb des Flusses Arno blicken wir auf die Dächer der vielleicht kulturreichsten Stadt der Welt: Florenz. Wir zögern nicht lange. Da Kerstin nach ihrer Fußgelenk-Operation im Dezember noch keine langen Märsche schafft, nehmen Kerstin und Markus das Fahrrad. Julia und Georg gehen zu Fuß los. In der Stadt wird uns rasch klar, dass zwei Tage viel zu wenig sind, um Florenz zu erfahren. In eine Galerie oder ein Museum zu gehen, kommt erst gar nicht in Frage. Aber das Fahrrad bringt echte Vorteile. Ruck zuck springen wir von einem Platz zum nächsten und nehmen in der Zeit viel mehr auf als bei einer herkömmlichen Stadtbesichtigung.

 

Besonders für Markus ist die Stadt ein Fest. Er hat eigens für die Reise seinen alten manuell-mechanischen Fotoapparat in Schwung gebracht und sich Schwarz-Weiß-Filme besorgt. Schon am Gardasee und in Pisa hat er mit Ausdauer künstlerische Motive mit kleiner Blende und langen Belichtungszeiten fotografiert. Die Vorfreude auf die Bilder ist groß. Am Dom von Florenz ist der erste Film voll. Beim Zurückdrehen macht es plötzlich knack. Der Rollfilm ist durch. Es war alles umsonst. Filmriss.

 

Abends wird gegrillt. Die Frauen haben schon seit längerem ihr Reise-Lieblingsgetränk gefunden: Den Sanddorn-Likör Andalö mit Prosecco, einem Schuss Mineralwasser und Eiswürfeln. Georg und Markus erleben an diesem Abend ihren Durchbruch. Sie mixen Limejuice mit Jameson-Whisky, einem Schuss Mineralwasser und Eiswürfeln. Ein super Longdrink. Markus ist der Longdrink nicht long genug. Er trinkt parallel Rotwein und ist in Partylaune, schließlich ist Vatertag. Wir spielen einige Stunden unser Lieblingskartenspiel „Neger“. Der Effekt von Partylaune, Whisky und Wein wird deutlich, als Markus vor die Tür des Campers tritt. Das Gleichgewicht ist weg, mit einem Satz landet er in der Einfassung des Buchenbaums vor der Markise.

 

Am nächsten Morgen ist die Erinnerung an die Kartenspiele bei Markus nicht mehr so ausgeprägt. Schließlich erfährt er, dass gestern gar nicht Vatertag war sondern erst heute. Es war alles umsonst. Filmriss.

 

Am zweiten Florenztag nehmen Julia und Georg den Sightseeing-Bus, Kerstin und Markus erkunden mit dem Rad das Umland und radeln durch die toskanische Kulturlandschaft. Herrliche Wege, verfluchte Berge und eine Entdeckung im Fluss Arno: Plötzlich sonnt sich da eine kleine Kolonie Schildkröten in der Sonne. Wir sind perplex und beobachten die Panzertiere eine Weile, bevor wir weiter in die Stadt fahren.

 

Es dauert nicht lange und erneut treffen wir zufällig Julia und Georg in der Stadt. Es scheint, als könnten wir nicht ohne einander. Abends geht’s zum Campingplatz-Restaurant. Es wird ein gemütlicher Abend. Das Essen ist überraschend gut und wir sehen die Sonne über den Dächern von Florenz langsam untergehen.

 

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