USA

Along the coast

Am Morgen nach der Hochzeit beginnt für mich mit einem Monster-Kater. Ich hat mit den anderen Jungs einige Shots zum Bier getrunken. Doch jedes Mal gab es ein anderes süßes Zeug, fast wie Likör. Der Geschmack der Nachfahren der Cowboys und Goldsucher im Wilden Westen hat sich drastisch verändert. Am nächsten Tag fällt das gemeinsame Abschlussfrühstück für mich aus. Frische Luft scheint verführerischer als Bagels mit Rührei. Dennoch prickelt es an diesem Morgen, denn die Rundreise geht endlich los. Unser Prunkstück dafür ist ein Navigationsgerät mit Karten extra für die USA, das wir bei Ebay wirklich günstig ersteigert hatten. Wir sind perfekt vorbereitet.

 

Als wir uns im Hotel alles für die Rundreise zurechtlegen, finden wir das Navi nicht.

„Hast du nicht…?“

„Nein, ich dachte du…“

Das Gerät liegt zu Hause im Schrank. Damit steht fest, dass wir die nächsten 20 Ziele in einem fremden Land, in der Wildnis und teilweise bei Nacht ohne Navi zu finden haben.

 

Die nächste Aufregung erleben wir, als wir den Mietwagen abholen. Da wir auf den Campingplätzen im Wagen schlafen wollen, haben wir die allergrößte SUV-Klasse gebucht. Wir brauchen Platz. In der Tiefgarage stehen dann noch zwei SUV nebeneinander – und wir bekommen den Kleineren. Es folgen langatmige Diskussionen mit den Angestellten, doch es hilft nichts. Schließlich starten wir mit unserem Chrysler Tahoe. Wie sich später zeigt, reicht das Modell für unsere Zwecke aber voll aus. Wir klappen die Rücksitze um und haben eine Fläche zum Schlafen - zwar unterbrochen von 30 cm Spalt vorn und hinten, aber die füllen wir später mit Handtüchern und schmutziger Wäsche. Das Gepäck verstauen wir dann im Fußraum und auf den Vordersitzen. Ganz vorsichtig fahren wir die Serpentine der Tiefgarage hinunter. Unser Schlafzimmer auf Rädern hat einen Wendekreis wie ein Mähdrescher.

 

Die Route führt von San Fransisco entlang der Küste nach Los Angeles mit Zwischenstopps in Monterey, Morro Bay und Santa Barbara. Der Reihe nach:

 

Unser erster Stopp ist ein Outlet Center. Hier nehme ich erstmals an diesem Tag feste Nahrung zu sich; Kerstin hat aus Mitleid vom Hotelfrühstück einen belegten Bagel mitgehen lassen. Das Gilroy ist unser erstes Outlet. In den Läden in San Francisco haben wir schon gesehen, dass besonders Kleidung günstig zu haben ist. Der Dollar ist zu unserer Zeit wirklich günstig, so dass Hosen und andere Kleidung im Schnitt nur ein Drittel der deutschen Preise kosten.  

 

Dann geht’s auf die Küstenstraße. Die erste Attraktion ist die Strecke selbst. Auf der so genannten Big Sur fahren wir scheinbar auf der Kante der Steilküste. Es geht steil auf und ab mit Spitzkehren skurrilen Ausblicken auf eine extrem zerklüftete Küstenlandschaft. Wir können uns kaum satt sehen.

 

Allerdings geht es auch nur im Schneckentempo voran. Die Folge ist, dass wir Monterey bei Dunkelheit erreichen. Die Straße auf der unser Hotel liegt, ist mehrere Kilometer lang. Wir verfransen uns, fahren mehrmals hin und her, finden immer noch nichts und sind leicht abgenervt. Schließlich halten wir einfach an. Wir steigen aus und fragen Passanten. Keiner kann uns helfen. Wir sind nun ratlos, drehen uns um – und trauen unseren Augen nicht: Wir stehen direkt vor unserem Hotel.

 

Das kleine Haus mit wenigen Zimmern bleibt uns vor allem wegen des Frühstücks in Erinnerung. Ich bekomme meinen Teller zuerst. Sichtlich stolz serviert die Inhaberin zwei Pfannkuchen und zwei Würstchen – alles auf einem Teller. Währendich den Anblick noch verdaue, erkennt Kerstin den Ernst der Lage und fragt rasch nach Rührei und Toast. Die Hausherrin mag nicht verstehen, dass Kerstin die Spezialität des Hauses verschmäht, lenkt aber ein. Markus kann in der Zeit überlegen, ob er zuerst die Würste oder die Pancakes isst.  

 

Dann geht’s rein nach Monterey. John Steinbeck setzte der Stadt mit seinem Roman Cannery Row (Die Straße der Ölsardinen) ein Denkmal. Wir sind gespannt, ob das darin beschriebene Leben der Arbeiter und Huren Anfang des 20. Jahrhunderts, als Monterey das Zentrum der Fisch-Konservenfabriken in den USA war, noch erlebbar wird.

 

In der Tat stehen viele der Gebäude mit den Transportbrücken über den Straßen noch und lassen die Bilder aus dem Roman erlebbar werden. Heute ist natürlich alles auf Tourismus gestylt. Der hat die Stadt so reich gemacht, dass zum Beispiel die Shuttle-Busse alle kostenlos fahren.

 

Weiter nach Morro Bay. Diese Küstenstadt haben wir aus Verlegenheit gewählt, da wir aufgrund der Distanzen eine Station zum Übernachten brauchten. Wir sind erstmals in einem Motel. Der Ort ist schön, aber irgendwie eingeschlafen. Das Markenzeichen von Morro Bay ist ein Berg, der wie ein riesiger versteinerter Gugelhupf ins Meer ragt. Schön ist, dass es ein Frühstücks-Buffet gibt mit Brot, Käse, Wurst, Obst und Gemüse. Das Beste aber ist ein Waffelautomat. Hier fühle ich mich herausgefordert. Aus einem Spender wird zuerst der Teig gezapft, dann in das Waffeleisen gegeben, erhitzt, gedreht und nach zwei Minuten fertig! Ergebnis ist eine Waffel von der Dimension einer Autofelge. Wer braucht hier Brot, Käse und Gemüse?

 

Auf dem Highway No.1 steuern wir in Richtung Santa Barbara. Bevor wir die Stadt erreichen, machen wir wichtigen Stopp: Walmart. Während der Tage haben wir schon immer Ausschau nach einem dieser Riesen-Supermärkte gehalten. Wir decken uns komplett mit allen Camping-Artikeln vom Gaskocher bis zur Doppel-Luma ein. Die Preise sind gut und verführerisch. Kerstin findet günstige Sport-Funktionswäsche. Markus hat’s mit dem amerikanischen Bedarf an Konfektionsgrößen schon schwerer. Es gibt coole Army-Shorts, allerdings nicht in Größe 32. Bei Größe 36 geht’s meist los, hoch bis XXXXL.

 

Ein Angebot im Supermarkt macht nachdenklich. Mitten im Gang stehen zwei Paletten, darauf gestapelt Kartons mit Patronen für Pistolen. Wie Keksdosen stehen die Kartons da zwischen Party-Zubehör und Anglerartikeln – zum Mitnehmen. Als wir Walmart mit zwei vollen Einkaufswagen verlassen, haben wir noch ein drückendes Gefühl in der Magengegend.

 

Endlich Santa Barbara. Dort angekommen, erleben wir eine entscheidende Veränderung für die weitere Reise: Es ist warm, die Sonne scheint. Nachdem wir in den vergangenen Tagen immer noch gefröstelt haben, verschwinden die langen Hosen für den Rest der Reise im Koffer. Die Stadt ist interessant. Als Kalifornien noch spanische Kolonie war, hieß die Hauptstadt Santa Barbara. Die gesamte Innenstadt ist von spanischer Architektur geprägt. Viele kleine Läden und Restaurants erzeugen eine lockere Atmosphäre.

 

Der Strand ist einmalig, eine große Seebrücke führt weit aufs Meer hinaus. Es handelt sich um eine amerikanische Seebrücke. Sie ist so angelegt, dass man mit dem Auto drauf fahren kann und parken kann. Egal, wo wir noch hinkommen: Ohne Auto geht in den USA nichts. Zu Fuß unterwegs sein ist ein no go.

 

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