Italien

Auf Wasser folgt Rauch

Vom Gardasee ans Mittelmeer. Wir tauschen die Alpen gegen die Bergmassive der ligurischen Küste. Wir stehen nicht in der ersten Reihe am Wasser, sondern auf einem Campingplatz inmitten der Stadt. Am späten Nachmittag setzen wir uns in die Strandbar, genießen bei Wein und Aperol Spritz die untergehende Sonne, gehen abends italienisch essen. Dolce Vita.

 

Uns interessieren aber die fünf Küstendörfer der Cinque Terre. Kerstin und Markus wollen die Dörfer mit dem Rad erkunden, Georg lehnt entgeistert ab und geht mit Julia zum Strand. Vorher verabreden Georg und Markus noch, dass sich sofort meldet, wer den ersten Rindersteak-Fleischer entdeckt.

 

Also los mit dem Rad. Der Weg ist ausgeschildert. Gleich nach der ersten Kurve beginnt der Anstieg in den Berg. Es ist steil. Die Sonne brennt. Es wird noch steiler. Wir fahren im kleinsten Gang. Es bleibt extrem steil. Die Beine werden schwerer. Schweiß brennt in den Augen. Es ist immer noch steil. Wir kämpfen um jeden Meter. Hinter der nächsten Biegung sehen wir, dass der Weg endlos so weitergeht. Völlig fertig und ausgepumpt brechen beide das Vorhaben ab, ringen am Straßenrad nach Luft. Obwohl Kerstin und Markus im Jahr mehrere tausend Kilometer mit dem Rad fahren und auch sonst trainiert sind: Ligurien hat die Grenzen aufgezeigt.

 

Plan B ist rasch gefasst: Wir fahren die Küste mit dem Ausflugsschiff ab. Dafür sammeln wir Georg und Julia am Strand ein, tauschen uns kurz über die entdeckten Rindersteak-Fleischer aus und tuckern am Nachmittag mit der MS Maria von Ort zu Ort. Was wir sehen, ist einzigartig. Es scheint, als seien die historischen Dörfer an die Steilküste geklebt worden, nur mühsam von den Felsen gehalten - und im nächsten Moment flutscht die gesamte Pracht ins Meer.

 

Unvergesslich bleibt auch der nächste Morgen auf dem Campingplatz. Der Frischwassertank muss aufgefüllt werden. An der Station hält Georg dafür den Wasserschlauch in den Einfüllstutzen unseres Campers und dreht den Wasserhahn auf. Dumm nur, dass vorne am Schlauch noch das Kupplungsstück für die Spritze arretiert ist, nicht aber die Spritze selbst. So kommt natürlich kein Tropfen Wasser aus dem Schlauch. Der Wasserdruck staut sich und schießt das Kupplungsstück schließlich in die Wassertankzuleitung unseres Campers. Da steckt das gute Gardena-Teil nun und verstopft die Zuleitung, so dass wir kein Wasser auffüllen können. Schlimmer noch: Das Kupplungsstück steck so tief und fest im Rohr, dass wir keine Chance haben, da ’ranzukommen.

 

So haben jetzt nicht nur die Diskussion über die kaputte Markise, sondern auch über das Kupplungsstück in der Zuleitung zum Frischwassertank. Und Georg sieht die Kaution am Firmament des Mittelmeers verschwinden.

 

Die nächste große Tat stammt von Markus. Er macht den Grill sauber. Gute Idee. Die Asche kippt er in den grünen Abfallcontainer aus Kunststoff. Schlechte Idee. Markus selber merkt es als erster. „Riecht ihr das auch? Irgendwie verschmort.“ Eine logische Sekunde später dämmert es, dass die Asche noch glühte und der Plastikcontainer in zehn Minuten zu einem Behälter in der Größe einer Tupperdose geschrumpft sein dürfte. Eine halbe Stunde später ist vielleicht vom Waschhaus nicht mehr viel übrig. Als Markus den Deckel des Containers öffnet, pufft daraus eine Rauchwolke wie aus dem Schlot einer Brikettfabrik. Hektik breitet sich aus. Wir füllen leere Flaschen und die Abwaschwanne mit Wasser und kippen es in den Container. Tatsächlich dämmen wir den Rauch ein. Aus dem Container ergießt sich nun aber eine braune Soße, die in einem breiten Rinnsal über die Zufahrt läuft

 

Die Zuleitung verstopft, der Schwelbrand gelöscht. Die Platzmiete haben wir bezahlt. Besser wir machen uns rasch aus dem Staub – oder besser: aus dem Rauch.  

 

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