Südafrika

Ankommen

Es ist Samstag Morgen. Aufstehen. Noch einen Tag bis zur Abreise nach Afrika und Mauritius. Seit Monaten geplant, gefreut. Auch die letzten beiden Tage sind vorstrukturiert. Sport, Judith noch einmal abholen, Koffer packen, die letzten Sachen einkaufen... Der Tag beginnt mit der E-Mail von Lufthansa mit dem Angebot zum elektronischen Check-in. Und alles kommt anders ....

 

Nach dem Joggen öffnet Kerstin die Tür. "Unsere Planung hat sich gerade geändert. Am besten setzt du dich kurz hin." Markus will sich nicht hinsetzen. Also gut. "Wir fliegen nicht morgen, sondern schon heute." Wie bitte?? Auch die 20stigste Nachfrage ändert nichts. Wir haben Ankunftstag und Abflugstag seit Monaten gleich gesetzt. Der Übernachtflug und damit der eine Tag frühere Abfahrt war da nicht bedacht. Die Lufthansa-Mail hat uns gerettet. Nicht auszudenken, wenn ...

 

Alles, was für zwei Tage geplant war, verengt sich nun auf vier Stunden. Wo sind die Strandschuhe? Reicht das Deo für vier Wochen? "Willst du wirklich drei lange Hosen mitnehmen?" Stress. Die Zeit rast. Die Koffer sind viel zu voll, gehen nicht zu. Noch 30 Minuten. Das Taxi ist bestellt. Brauchst Du wirklich vier Pullover? Nein. Die Koffer gehen zu, sind viel zu schwer. Gleich kommt das Taxi. Stress. Na, dann zahlen wir eben Übergewicht. Auf zum Bahnhof, wo Kerstin nach der Panik ein Beruhigungsmittel kauft: Zwei Literdosen Faxe Bier. Damit stehen wir dann an Gleis 4, abgekämpft strähnig, als ob wir den Zug zum Wrestling-Cup verpasst haben. Vier Pullover übereinander angezogen, damit der Koffer zugeht. Für Überlegungen und Abwägungen reichte die Zeit nicht. Am Flughafen stellt sich heraus, dass die Panik umsonst war. Dank des Flug-Senator-Status geht alles gut. Zehn Kilo Übergepäck sind kein Problem. Südafrika, nun sind wir auf dem Weg mit 49,9 Kilo.

 

24 Stunden später erreichen wir Kapstadt. Endlich Afrika. Das erste Gefühl ist gemischt. Alle Reiseführer, alle Freunde, alle die schon hier waren, haben uns vor der Kriminalität gewarnt. Bloß keine wertvollen Sachen tragen. Wir wollten uns nicht einschüchtern lassen. In Kapstadt dann: An jeder Ecke Polizei und Security. An den Geschäften Schilder: "Armed Response". Die Verkäuferin im CD-Laden weist uns sofort darauf hin, dass der Reißverschluss unseres Rucksacks einen Spalt offen steht. Wir haben das Gefühl, jeder glotzt nur auf unseren Fotoapparat. Die Häuser sind mit Stacheldraht gesichert. Die Reichen schützen sich zusätzlich mit high voltage. Alles ist okay. Wir erschließen uns die Stadt, den Tafelberg, den Linksverkehr. Was macht Kapstadt aus? Wir wollen es wissen. Zunächst zur Waterfront - das neue In-Viertel der Weltstadt. Nicht schlecht. Alles hübsch, alles aufgeräumt. Fisch und Musik erwarten uns. Nun die Long Street im Zentrum. Hier ist es anders. Cool und Retro ist das Motto. Nicht immer hübsch, aber uns gefällt's. Der Markt am Greensquare bringt uns eine neue Tischdecke und einen Ring. Leider ist der nach vier Stunden schon wieder kaputt. Hoffentlich hält die Tischdecke länger, denken wir uns. Aber ist das Afrika? Die Identität des Landes haben wir noch nicht gefunden, eine Weltstadt jedoch auch nicht. Doch die Mojitos sind nicht schlecht.

 

Am nächsten Tag dann der Tafelberg. Wir kämpfen uns Kilometer um Kilometer immer weiter in Richtung Cable Car Station. Die Seilbahn sieht so nah aus. Doch noch mal rechts und links und rechts und links. Sackgasse und noch mal rechts. Erschöpft erreichen wir die Tourist-Info. Ein Schild lässt Böses erahnen. "Closed due to strong winds?" Der Mann meint das nicht im Ernst... "But you can walk. It's just 2,5 hours one way and 2 hours back." Na, prima. Drei Stunden sind wir schon unterwegs. Wir starten trotzdem weiter zu Fuß. Traumhafter Ausblick, auch von der Hälfte der Strecke - hoch genug sind wir. Müde, aber glücklich treten wir den Rückweg an. Wir schaffen es vor der Dunkelheit zum Abendessen. Und es schmeckt himmlisch. Der Wein auch. Wir lassen es uns gut gehen.

 

Essen, Straßenbild, Kleidung, Läden - alles anders. Afrika, wir sind angekommen.

 

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