Südafrika

Von der Hoffnung zum Wein

Raus aus Kapstadt. Einer Metropole, wie wir sie auch in Europa oder den USA finden könnten. Wir fahren die Küste entlang und bekommen einen ersten Endruck von der atemberaubenden Landschaft dieses Landes. Von grünen Berghängen blicken wir tief auf Strände und felsige Schluchten. Unser Ziel ist der erste Nationalpark unserer Reise: das Kap der guten Hoffnung.

 

Wir kommen früh an und klettern zuerst hoch zum Leuchtturm, dem Cape Point. Der Wind schneidet ins Gesicht und bläst uns um die Ohren. Wir schreien uns Wortfetzen zu. Vom Cape Point führt ein Wanderweg zum Kap der guten Hoffnung. Wir marschieren los, bis wir auf einem Felsvorsprung wirklich mit beiden Beinen auf dem südlichsten Punkt des Kontinents stehen. Vor lauter Begeisterung merken wir nicht, dass wir uns einen Sonnenbrand einfangen.

 

Nächste Station ist Boulders Beach zur am südlichsten lebenden Pinguin-Kolonie. Auf dem Weg durch den Küstenpark sehen wir die ersten Exemplare versteckt in den Büschen, am Strand dann das große Watscheln. Die Kollegen sehen alle etwas zerzaust aus. In Südafrika ist Frühling, die Pinguine verlieren ihr Winterfell. Eitel sind sie nicht. Es scheint, als posieren sie geduldig vor der Kamera.

 

Schließlich brechen wir auf nach Stellenbosch, unserer nächsten Unterkunft. Wir warten noch darauf, dass der schwarze Kontinent erlebbar wird, dass uns das Afrika-Feeling voll einnimmt. Und dann das: Die Stadt Stellenbosch wirkt wie ein holländisches Heimatmuseum an der Nordseeküste. Durchgehend weiß getünchte Kolonial-Häuser, reet-gedeckt, das Straßenbild aber voll mit den schwarzen Einwohnern. Auch die Landschaft erinnert an Frankreich oder Italien. Grüne Weinberge, soweit das Auge reicht. Wir fahren einen Vormittag durch die Weinberge nach Franschoek, einem anderen Wein-Ort. Hier ist alles französischen Ursprungs. Jedes Gebäude, jedes Ortschild, jeder Straßenname erinnert an die europäischen Wurzeln. Am Nachmittag besichtigen wir zwei unterschiedliche Weingüter. Zuerst den Neethlingshof, ein großes Weingut. Alles durchgestylt, alles organisiert. Empfang, Weine aussuchen, probieren, kaufen oder nicht. Perfekt, lecker, aber doch anonym. Dann das zweite Weingut, ein Familienbetrieb. Obwohl die Besuchszeit gleich abläuft, werden wir herzlich vom Sohn der Familie empfangen. Stolz präsentiert er die Weine, trinkt immer ein Glas mit und erzählt uns die Geschichte und Philosophie der der Produktion, gehen in den Weinkeller. Nebenbei erzählen seine Hände, wie er selber im Weinberg schuften muss, wie die Familie um das Überleben des kleinen Weinguts kämpfen muss.

 

*** Story of the day: Mandela ganz nah

Unsere Lodge ist gerade renoviert, übernommen von einem Bürgerrechtler-Paar aus Johannesburg, das sich eine Existenz aufbaut. Als wir mit dem Besitzer ins Gespräch kommen, erfahren wir, dass seine Frau sechs Jahre lang die persönliche Fotografin von Nelson Mandela war. Schließlich sehen wir Bilder aus dieser Zeit. Es sind Aufnahmen von Nelson Mandela, Details und intime Momente von einem der bedeutendsten und symbolhaftesten Staatsmänner der Welt. Uns verschlägt es die Sprache.

 

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